Neue Pfarrstruktur startet im Herbst

Mit Vertrauen auf den Geist Gottes an den Start
Im September 2022 starten sieben weitere Dekanate die Umsetzung der Pfarrstrukturreform, die von der Stabsstelle Pfarrstruktur koordiniert wird. Was erwartet diese Dekanate in den kommenden zwei Jahren auf ihrem Weg zur künftigen Pfarre?
Der Herbst ist für diese sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie wurden als jene Nachfolgedekanate ausgewählt, die die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Andorf, Frankenmarkt, Gallneukirchen, Kremsmünster, Ried, Steyr und Traun werden wieder einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Hier wichtige Faktoren des Weges im Detail.
Begleitteam
Jedem Dekanat (Pfarre) wird ein Begleitteam zur Seite gestellt. Es besteht aus zwei GemeindeberaterInnen und einer Begleitperson für inhaltliche Fragen als Schnittstelle zu diözesanen Fachstellen. Die Begleitperson soll aus der Region – nicht aber aus dem gleichen Dekanat – kommen, die Diözese gut kennen und eine Vernetzungsfunktion übernehmen.
Kernteam und Zeitplanerstellung
Zu Beginn wird bis zum Sommer ein Kernteam gebildet, das aus Mitgliedern der derzeitigen Dekanatsleitung besteht und zusammen mit dem Begleitteam als „Steuerungsgruppe“ tätig sein wird. Es erstellt einen maßgeschneiderten Zeitplan für das jeweilige Dekanat (Pfarre).
Kick-off
In jedem Dekanat (Pfarre) findet im Herbst eine Startveranstaltung mit VertreterInnen aus den Pfarrteilgemeinden und pastoralen Orten statt, die vom Kernteam organisiert wird. Sie beinhaltet einen spirituellen Feierimpuls sowie die Präsentation des Zeitplans und der inhaltlichen Schwerpunkte Spiritualität, Solidarität und Qualität. Jede Pionierpfarre erhält ein von der Stabsstelle Pfarrstruktur erarbeitetes „Startpaket“ mit hilfreichen Unterlagen. Jeder Pfarrteilgemeinde werden einige Exemplare von Handbuch und Gesetzestext zur Verfügung gestellt. Mit dem Kick-off starten die Sensibilisierungs- und die Analysephase, die von September bis Dezember des Vorbereitungsjahres dauern. Die Sensibilisierungsphase dient dazu, mit allen Pfarrteilgemeinden den Blick auf den gemeinsamen pastoralen Handlungsraum zu richten und die Fortschreibung der Pastoralen Leitlinien zu bearbeiten. In der Analysephase wird erhoben, welche Angebote und Impulse es im jeweiligen gemeinsamen Pfarrgebiet bereits gibt und was gut gelingt.
Standort Pfarrbüro & Pfarrname
Ebenfalls in dieser Zeit soll die Suche nach dem Standort des Pfarrbüros und der Sitz des Pfarrvorstandes (= Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten) beginnen. Diese Entscheidung wird nach Maßgabe eines Kriterienkatalogs in einem gemeinsamen Prozess von Kernteam, Dekanatsrat, Pfarrteilgemeinden und den relevanten diözesanen Stellen getroffen. Auch der Pfarrname soll unter Beachtung diözesaner Richtlinien gefunden werden.
Erstellung eines Pastoralkonzepts
Von Jänner bis Sommer des Vorbereitungsjahres erarbeitet jedes Dekanat (Pfarre) anhand eines Leitfadens die Grundausrichtung für ein Pastoralkonzept. Es bildet die Grundlage für die Arbeit in der neuen Struktur ab September des 2. Jahres (Umsetzungsjahr). Gemäß den Charismen der jeweiligen Akteure und ihrer Pfarrteilgemeinden sollen dabei Ziele und Schwerpunkte künftigen pastoralen Handelns festgeschrieben werden.
Besetzung der Pfarrerstelle und der Pfarrvorstände
Parallel dazu werden Mitte Dezember die Stellen des Pfarrers und der Pfarrvorstände ausgeschrieben, bis April soll eine Besetzung erfolgen. Bewerbungen sind an die entsprechenden diözesanen Personalstellen zu richten und werden dem Konsistorium vorgelegt und vom Bischof eingesetzt. Für die neuen Pfarrvorstände sind ab Herbst des Umsetzungsjahres regelmäßige Schulungen vorgesehen. Auch das Begleitteam steht weiterhin zur Verfügung.
Umsetzungsjahr und Pfarrgründung
Die Arbeit in der neuen Struktur soll ab 1. September des 2. Jahres erfolgen, wobei die rechtliche Errichtung mit dem Jahreswechsel erfolgen wird. Zuerst werden die bestehenden Pfarren eines Dekanats durch begründete Einzeldekrete und nach Anhörung des Priesterrats als Rechtspersonen aufgehoben. Im Errichtungsdekret der neuen Pfarre sind der Name der Pfarre, deren Grenzen, die Pfarrkirche sowie die Rechte der übrigen Pfarrkirchen der Pfarrgemeinden anzugeben. Die durch Fusion entstandene neue Pfarre tritt dann umfassend in die Rechte und Pflichten derjenigen Pfarren ein, die aufgrund der maßgeblichen Dekrete aufgehoben wurden. Der Abschied von der alten Struktur und die Pfarrgründung sollen festlich begangen werden.
Seelsorgeteams & pfarrliche Gremien
Bis zum Ende des Vorbereitungsjahres sollen auch die Seelsorgeteams für die Pfarrteilgemeinden gefunden werden. Ab Herbst wird umfassend über die Aufgaben von Seelsorgeteams in der neuen Pfarrstruktur informiert. Mitglieder des Seelsorgeteams sind automatisch Mitglieder des Pfarrgemeinderats und bilden dessen Leitung. Von der Abteilung Pfarrgemeinde und Spiritualität wird eine begleitende Ausbildung für die neuen Seelsorgeteams in den Regionen organisiert. Auf Pfarrebene soll sich ein Pfarrlicher Pastoralrat und ein Pfarrlicher Wirtschaftsrat konstituieren. Er besteht aus dem Pfarrer und den beiden PfarrvorständInnen, Delegierten aus den Pfarrteilgemeinden und Berufsgruppen sowie VertreterInnen aus anderen pastoralen Knotenpunkten.
„Ziel ist, die Kirche zukunftsfähig zu machen“
Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur, über …
- Personalressourcen
„Natürlich wird es Veränderungen in Arbeitsabläufen und Zuständigkeiten geben. Sicher ist aber: Wir brauchen das fachliche und persönliche Potenzial aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und hoffen, dass wir in diesem Prozess niemanden verlieren. Wir möchten gemeinsam in die Zukunft gehen und gemeinsam die Kirche in dieser sich verändernden Welt gut positionieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in diesem Strukturmodell talentorientiert eingesetzt werden.
- Vernetzung
Es braucht eine Lösung für die Sicherstellung der Erreichbarkeit. Auch ein Kommunikationskonzept soll mitentwickelt werden: Wie tritt die Pfarre mit ihren Pfarrteilgemeinden in der Öffentlichkeit als pastoraler Raum auf? Wie kommunizieren die Pfarrteilgemeinden untereinander bzw. mit der Pfarre? In jeder Pfarrteilgemeinde soll darüber hinaus eine hauptamtliche Person als Ansprechperson wahrnehmbar sein, die die Gegebenheiten vor Ort kennt und auskunftsfähig darüber ist, was es in der Pfarrgemeinde braucht.“
- Herausforderungen
Es geht nicht um eine reine Strukturveränderung, sondern um eine Struktur, die eine inhaltliche Neuausrichtung ermöglicht.
Im Zentrum steht die Frage: „Wie können wir nah bei den Menschen und den für sie relevanten Lebensthemen sein?“ Es wird auch darauf zu achten sein, die ehrenamtlich Engagierten nicht zu überfordern, sondern sie gut auszubilden und kontinuierlich zu begleiten.
- Trauer und Abschied
Zu einem Neubeginn gehört immer auch ein Abschiednehmen. Wir betrauern, dass die Kirchen nicht mehr so voll sind wie früher, dass wir zu wenig Personal haben, dass Feste nicht immer in der gewohnten Form gefeiert werden können oder dass Corona massive Einschränkungen erforderlich gemacht hat. Es ist wichtig, dass die Trauer Platz findet und benannt werden darf. Bei den Festen zu den Pfarrgründungen soll Raum dafür sein, Bestehendes zu verabschieden und Gewesenes zu würdigen. In das Neue wollen wir begleitet hineinwachsen und uns allmählich verwurzeln.
Wenn wir den Glauben an die Auferstehung ernst nehmen, müssen wir auch das Sterben zulassen. Der tschechische Priester und Religionsphilosophen Tomáš Halík schreibt dazu in seinem Buch: „Die Zeit der leeren Kirchen“: „Ich bin davon überzeugt, dass nur eine Kirche, die stirbt und von den Toten aufersteht, tatsächlich eine christliche Kirche ist.‘“
(Quelle: MitarbeiterInnenmagazin spirit, 8. Ausgabe 9/2021, S. 10 – 13)
Überarbeitet 7.3.2022 Martin Schachinger
Pfarrstrukturreform: Sieben weitere Dekanate starten im Herbst